SHÔJÔSHINKAN

NIHON JÛJUTSU & KOBUDÔ - DÔJÔ

im BSV-RHEINBACH E.V.
 

Goshin-Ryû Jûjutsu


Geschichtliche Ursprünge:

Grafik Obwohl die genaue Entstehungsgeschichte des Jûjutsu unbekannt ist, so ist gewiss, dass bereits die Samurai der Nara-Zeit (710-794) eine Methode des kriegerischen Zweikampfes in Kriegsrüstung kannten, welche Yoroikumiuchi genannt wurde. Als wahrscheinlicher Begründer dieser Stilrichtung gilt Sakeda Muramaro, ein adeliger Samurai. In der Zeit vom 11. bis zum 15. Jahrhundert erlebte das Yoroikumiuchi dann seine Blütezeit. Bereits während der Yuan Dynastie (1272-1368) gelangten durch chinesische Händler und Mönche erste Einflüsse des Kempô von China aus nach Japan. Es ist davon auszugehen, dass die chinesischen Kampftechniken das Yoroikumiuchi maßgeblich beeinflusst haben. In den frühen Jahren des 16. Jahrhunderts wurde unter dem Namen Kogusoku [jap. „kleine Rüstung“] eine neue Art des kriegerischen Zweikampfes bekannt. Der Legende nach erschien dem Samurai Takenouchi ein Bergeremit und lehrte ihn sechs verschiedene Möglichkeiten einen Gegner mittels schmerzhafter Grifftechniken zu überwältigen. Noch heute führt die Kampfkunstschule Takenouchi-Ryû ihren Ursprung auf diese Begebenheit zurück. In der Mitte des 17. Jahrhunderts lebte in Tokio ein Chinese namens Tshin Gem Bin. Dieser soll drei herrenlosen Samurai [jap. „Ronin“] eine Kampfkunst vermittelt haben, durch welche man seinen Gegner ohne den Einsatz von Waffen besiegen konnte. Die drei Samurai: Fukueo, Isome und Minra begründeten daraufhin ein neues Kampfkunstsystem, welches sie Jûjutsu nannten. Es ist aber als sehr wahrscheinlich anzusehen, dass auch Techniken und Methoden bereits bekannter waffenloser Zweikampfsysteme, wie z.B. des Yawara oder früher Formen des Sumo in das noch junge Jûjutsu Eingang fanden. Die neue Kunst verbreitete sich in den nachfolgenden Jahren sehr schnell unter den Samurai, da sie dessen große Wirksamkeit erkannten. So bildeten sich in kurzer Zeit eine ganze Reihe weiter Stilrichtungen [jap. Ryûha], von denen jede eigene technische Schwerpunkte entwickelte. Seine Hochzeit erreichte das Jûjutsu dann während der Edo-Zeit, auch als Tokugawa-Periode bekannt (1603-1868). Es gab zu dieser Zeit die Rekordzahl von ca. 700 Jûjutsu-Ryûha. In der nachfolgenden Meiji-Periode (1868-1912) verlor das Jûjutsu dann weitestgehend an Bedeutung und geriet teilweise sogar in Vergessenheit.


Entwicklung:

Grafik Die Geschichte des modernen [jap. „Gendai“] Jûjutsu und somit auch des Goshin-Ryû Jûjutsu beginnt mit dem deutschen Arzt Prof. Dr. Erwin Otto Eduard von Bälz (1849-1913), der 1876-1905 an der Universität Tôkyô lehrte. Bei einem Besuch der Provinzhauptstadt Tshiba beklagte er beim Gouverneur der Provinz den Mangel an Interesse für jeden Sport unter der schwächlichen Jugend der höheren Stände. Der Gouverneur berichtete ihm von einem Jûjutsu-Lehrer namens Totsuka, welcher noch im Alter von 70 Jahren die Polizisten der Provinzhauptstadt in einer fast vergessenen Kampfkunst unterrichtete. Nachdem Prof. Dr. Bälz im Rahmen einer Vorführung persönlich dutzende von Wettkämpfen verfolgen konnte, war er von der Wirksamkeit des Jûjutsu als Kampfkunst und seiner Eignung als ideale Form der Gymnastik für seine Studenten überzeugt. Nach einer Vorführung an der Universität Tôkyô wurde das Jûjutsu bei seinen Studenten sehr schnell populär. Einer der Studenten, von Prof. Dr. Erwin Bälz, der junge Jigoro Kano hatte bereits zuvor bei mehreren Meistern des Jûjutsu Unterricht erhalten. Er entwickelte aus der Vielzahl der Techniken eine neue Stilrichtung des Jûjutsu, welche er Jûdô nannte. Bis 1882 wurde das Jûjutsu vermutlich als rein technische Disziplin betrachtet und ohne oder nur mit geringem geistigem Hintergrund ausgeübt. In diesem Jahr begründete Jigoro Kano den Kodokan und ergänzte seine Kampfkunst durch definierte Grundprinzipien, die den heutigen geistigen Hintergrund bilden. Prof. Dr. Erwin Bälz kehrte im Jahre 1905 nach Deutschland zurück und warb in seiner Heimat für das Jûjutsu. Im Jahre 1906 führten mehrere japanische Meister des Jûjutsu ihre Kampfkunst in Kiel vor. Kaiser Wilhelm der II., welcher der Vorführung beiwohnte, muss derart begeistert gewesen sein, dass er die Anweisung gab einen Meister des Jûjutsu als Lehrer zu verpflichten. Agitaro Ono und vier weitere Japaner gaben daraufhin die ersten Seminare. Die Deutschen Erich Rahn, Alfred Rhode, Arno Gluckner und Erich Schmelzeisen gehörten zu den ersten Schülern und eröffneten schon bald eigenen Jûjutsu-Schulen. Während des zweiten Weltkrieges und auch in der unmittelbaren Nachkriegszeit kam es dann zu einer Stagnation der weiteren Verbreitung. Nachdem das Verbot 1948 durch die Siegermächte endgültig aufgehoben wurde, gründeten sich in den nachfolgenden Jahrzehnten in Deutschland eine Reihe verschiedenster Verbände, die sich alle der Erhaltung und Verbreitung des Jûjutsu verschrieben. Das von uns ausgeübte Goshin-Ryû Jûjutsu steht somit in direkter Nachfolge der alten japanischen Kriegskünste.


Trainingsinhalte:

Das aktuelle Prüfungsprogramm des Deutschen Fachsportverbandes für Jiu-Jitsu (DFJJ NW e.V.) umfasst über 140 verschiedene Grundtechniken, welche in folgenden Technikkatalogen zusammengefasst sind:

• Falltechniken (Ukemi-Waza)
• Wurftechniken (Nage-Waza)
• Hebeltechniken (Kansetsu-Waza)
• Würgetechniken (Jime-Waza)
• Schlag-, Tritt- und Blocktechniken (Atemi-Waza)

Neben den zuvor genannten Grundtechniken sieht das Prüfungsprogramm zudem noch die Lehre von Techniken der nachfolgenden Bereiche vor:

• Haltetechniken am Boden (Gatame-Waza)
• Festlegetechniken (Torae-Waza)
• Transporttechniken (Osae-Waza)
• Gegentechniken (Kaeshi-Waza)
• Weiterführungstechniken (Renzoku-Waza)
• Techniken mit dem halben Stab (Hanbô -Waza)
• Festgelegte Formen (Kata)

Zusätzlich zu den Techniken, welche bereits in den vorgenannten Technikkatalogen enthalten sind, umfasst das Curriculum des Goshin-Ryu Jujutsu noch eine Vielzahl weiterer Techniken oder deren Variationen, welche derzeit jedoch nicht Bestandteil des aktuellen Prüfungsprogramms sind. Diese Inhalte werden in der Regel nur an sehr fortgeschrittene Schüler weitergegeben. Die Grundtechniken werden entweder in separater Form oder in Kombination mit weiteren Techniken erlernt und werden in der Regel jeweils zusammen mit einem Trainingspartner eingeübt. Anforderungen und Schwierigkeitsgrad steigen mit fortschreitender Erfahrung kontinuierlich an. So umfasst beispielsweise das Prüfungsprogramm zum Shodan (1. Dan) neben der Demonstration der Grundtechniken, die freie Abwehr von insgesamt 163 festgelegten Angriffen. Die Vermittlung der Ausbildungsinhalte erfolgt nach den beiden überlieferten japanischen Lehrsystemen „Ishin-Denshin“ und "Shu-Ha-Ri".

Grafik
(Schüler bei der Demonstration einer Technik)


Zielgruppe:

Generell steht der Unterricht heutzutage jedem offen, der über die notwendigen körperlichen und geistigen Voraussetzungen verfügt. Grundsätzlich ist Jûjutsu für Jugendliche und Erwachsene jeden Alters geeignet. Eine besondere körperliche Fitness ist für die Aufnahme des Trainings nicht erforderlich. Auch für Anfänger ist ein Einstieg jederzeit möglich, da es sich bei unserem Angebot nicht um abgeschlossene Kurse, sondern um ein fortlaufendes Training handelt. Das Mindestalter beträgt 12 Jahre. Jüngere Interessenten können bereits ab dem Alter von 6 Jahren im BSV-Rheinbach mit dem Training des Jûdô beginnen, welches eine gute Grundlage für das spätere Jûjutsu-Training darstellt. Wir würden uns freuen, sie zu einem Probetraining in unserem Dôjô begrüssen zu dürfen.


Trainingsausstattung:

Der Einstieg in das Goshin-Ryû Jûjutsu kann in normaler, robuster Sportkleidung absolviert werden. Später empfiehlt sich dann der Erwerb ein mittelschweren, weissen Trainingsanzugs (Keikogi). Dieser kostet je nach Qualität und Konfektionsgröße etwa zwischen 50,00€ und 150,00€. Anfänglich werden noch keine Trainingswaffen benötigt. Über kurz oder lang wird jedoch die Anschaffung eines Trainingsmessers aus Aluminium oder Holz, sowie eines Kurzstocks (ca. 60cm) erforderlich werden. Alle Waffen und Anzüge können zu günstigen Konditionen auf Wunsch über uns geordert werden.


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